Renaturierung mit Erfolg: Tipps des Gartenarchitekten Tom Massey für einen schönen und biodiversen Garten
Teile des Rasens als „Rewilding-Zone“ natürlich wachsen zu lassen, wirkt sich positiv auf die Tierwelt und die Artenvielfalt aus. Das unberührte Gras bietet Lebensraum und Schutz, sodass verschiedene Arten blühen und Tiere darin leben können.
Im Gespräch mit Husqvarna gibt Tom Massey, preisgekrönter Designer und Gartenexperte mit einem Herz für biologische Vielfalt, Gartenbesitzern seine zehn besten Tipps für einen Garten voller Artenvielfalt an die Hand:
1. Naturnahe Flächen erhalten
So wenig mähen wie möglich - idealerweise nur ein- oder zweimal pro Jahr. Dies kann beispielsweise einmal im Sommer und ein zweites Mal im Herbst geschehen. Um die Bodenqualität zu verbessern und die Artenvielfalt zu fördern, idealerweise das gesamte Schnittgut nach dem Schnitt entfernen. Dadurch wir die Fruchtbarkeit des Bodens verringert und das wiederum fördert das Wachstum blühender Arten und hindert Gräser daran, überhandzunehmen.
Wenn Sie Blumenzwiebeln gepflanzt haben, das Gras erst sechs Wochen nach der Blüte der Zwiebeln mähen, denn diese brauchen die Blätter zur Photosynthese und zur Speicherung von Energie, um im nächsten Jahr wieder blühen zu können. Warten Sie mit dem Mähen, bis die Blätter gelb und schlaff sind und keine Nahrung mehr für die Zwiebeln produzieren können.
Im Herbst, wenn Sie die Wiese erneut mähen, können Sie die Flora für die kommende Saison verbessern, indem Sie weitere Stecklinge oder Zwiebeln einsetzen. So können Sie mit neuen Arten experimentieren und die Artenvielfalt erhöhen.
2. Rasen durch Wildblumenwiese ersetzen
Eine Wildblumenwiese lässt sich schnell durch die Verwendung von entsprechendem Rollrasen herstellen. Ein Wiesenrasen ist eine vorgezüchtete artenreiche Wiesenmischung, die wie normaler Rasen in Rollen geliefert wird. Er wird ebenfalls wie Rasen verlegt, enthält aber diverse Pflanzenarten, darunter viele blühende Arten für Bestäuber. Es sind auch zahlreiche Saatgutmischungen erhältlich, aber Rollrasen ist der sicherere Weg, um eine Wiese anzulegen, da er Unkraut unterdrückt und im Voraus einen gewissen Reifegrad erreicht hat.
Entfernen Sie hierfür einfach den Bereich Ihres Rasens, den Sie umwandeln möchten, und verlegen Sie den Rollrasen an Ort und Stelle, indem Sie dabei die Gebrauchsanweisung des Herstellers befolgen. Wählen Sie ein Produkt aus, welches viele verschiedene Arten beinhaltet, um die Artenvielfalt im Garten zu erhöhen.
3. Geeignete Pflanzen für die Renaturierung einsetzen
Eine große Vielfalt an Pflanzenarten in Ihrem Garten kann dazu beitragen, eine biodiverse Oase zu schaffen. Bestäuber und andere Insekten profitieren von einer bunten Mischung an einheimischen und nicht-einheimischen Pflanzen. Nicht-einheimische Pflanzen sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden, da sie den Auswirkungen und Veränderungen des Klimawandels (z. B. Trockenheit) besser standhalten und die Blütezeit im Garten im Vergleich zu einer ausschließlich einheimischen Bepflanzung verlängern können. Etwa fünf verschiedene Arten blühender Pflanzen sollten vorhanden sein.
4. Wildblumenstecklinge für eine schnellere Entwicklung hinzufügen
Um die Artenvielfalt in ihrem Garten schnell zu erhöhen, können Sie Ihre angelegte Rewilding-Zone mit Wildblumenstecklingen ausstatten. Stecklinge sind kleinwüchsige Pflanzen, die kostengünstig erworben und in die naturnahe Fläche eingepflanzt werden können. Diese wachsen schneller als Saatgut. Für ein ideales Ergebnis mähen Sie zunächst die Rasenfläche und entfernen Sie das Schnittgut. Dann platzieren Sie die Pflanzen in zufälliger Anordnung, um einen natürlichen Effekt zu erzielen. 5-10 Pflanzen pro Quadratmeter sind dabei ein gutes Maß.
5. Blumenzwiebeln für Frühjahr und Herbst pflanzen
Blumenzwiebeln werden normalerweise im Herbst (für die Frühjahrsblüte) und im Frühjahr (für die Sommer- und Herbstblüte) gepflanzt. Sie sind eine kostengünstige Möglichkeit, die Artenvielfalt zu erhöhen. Es gibt bereits zu Beginn des Frühjahrs blühende Zwiebeln, wie z. B. Schneeglöckchen (Galanthus-Arten), die aufblühen, wenn die Landschaft noch kahl ist. Versuchen Sie, Zwiebeln zu pflanzen, die nacheinander blühen, damit neue Blüten erscheinen, wenn die alten verblühen. Zudem empfiehlt es sich, Blumen auszuwählen, die in Ihrem Gebiet besonders nützlich sind. Zum Einstieg finden Sie hier einige Inspirationen für saisonale Arten, die in einen europäischen Garten passen:
Winter/Frühjahr:
- Schneeglöckchen wie das Elwes-Schneeglöckchen
- Winter-Aconiten
- Algerische Schwertlilie
- Narzisse 'Februar Gold'
Frühling/Frühsommer:
- Allium 'Lila Sensation'
- Kleine Kamas
- Sizilianischer Honig-Knoblauch
- Dichter-Narzisse
Sommer/Herbst:
- Allium cerulean
- Rundköpfiges Leck
- Herbstblühende Krokusse wie der Byzantinische Krokus & der Haarige Krokus
6. Kreativität rund ums Gras
Um Ihre Rewilding-Zone noch interessanter und nützlicher anzulegen, können Sie sie gezielt gestalten - lassen Sie zum Beispiel "Grasinseln" um Bäume herum stehen oder schaffen Sie Wege durch hohes Gras zu offenen Bereichen. Seien Sie kreativ, ändern Sie die Größe oder Form und probieren Sie vielleicht sogar komplexe Elemente wie ein Labyrinth aus, um zusätzlich ein bisschen Spaß zu haben.
7. Von parasitären Pflanzen profitieren
Ein Beispiel ist der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor). Die Pflanze ist halbparasitär an Grasarten beteiligt, d. h. ihre Wurzeln setzen sich an den Graswurzeln fest und entziehen ihnen Nährstoffe. Die meisten Gräserarten sind sehr wüchsig und dominant und verdrängen oft Wildblumen. Der Kleine Klappertopf kann dazu beitragen, die Dominanz von Gräsern zu schwächen, sodass sich andere Arten etablieren können. Sie kann dazu beitragen, eine Fläche mit langem Gras zu öffnen, damit sich andere Pflanzen ansiedeln können, sieht dabei auch noch attraktiv aus und trägt zur Artenvielfalt bei. Die Samen müssen im Herbst ausgesät werden und keimen im folgenden Frühjahr. Für eine erfolgreiche Etablierung werden etwa 0,5 Gramm pro Quadratmeter benötigt.
Allgemein helfen sich von einem anderen Organismus ernährende Pflanzen wie der „Kleine Klappertopf“ dabei, dominante Gräser zu schwächen, damit sich andere Arten etablieren können.
8. Keine chemischen Pestizide und Düngemittel verwenden
Chemische Pestizide und Düngemittel können der biologischen Vielfalt äußerst abträglich sein, da sie nicht nur auf die vorgesehenen Schädlinge und Pflanzen abzielen. Um Wildblumen zu fördern und die Dominanz von Gräsern zu verringern, ist ein unfruchtbarer Boden vorzuziehen, sodass Sie Ihre Rewilding-Zone nicht düngen oder nähren müssen. Wenn Sie Ihren Garten düngen müssen, sollten Sie hausgemachten Kompost oder organische Düngemittel wie z. B. auf Algen basierende Dünger anstelle künstlicher chemischer Produkte verwenden.
9. Vielfältige Lebensräume zur Förderung von Schädlingsräubern schaffen
Wenn Sie Wildtiere in Ihren Garten einladen, hat das viele Vorteile. Indem Sie Unterschlupfmöglichkeiten wie hohes Gras, kunstvoll gestapelte Baumstämme oder einen kleinen Teich anlegen, können Sie Tiere wie Kröten anlocken. Dies hat den zusätzlichen Vorteil, dass diese Raubtiere potenziell unwillkommene Besucher wie Blattläuse, Schnecken und Nacktschnecken in Schach halten, indem sie solche Individuen fressen.
10. Regenwasser sammeln
Die Pflege eines Rasens kann viel Wasser erfordern, besonders in den Sommermonaten. Ziehen Sie das Sammeln von Regenwasser in Erwägung, um den Druck auf die Hauptversorgungsleitungen zu verringern und die Kosten für Ihre Wasserrechnung zu senken. Dies lässt sich einfach gestalten bspw. durch die Umleitung von Fallrohren in Wasserbehälter oder Sie können ein komplettes Regenwassersammelsystem installieren.